Große Teile der bestehenden Wasserverteilungsnetze in der Modellregion der Gunung Sewu weisen mangelhafte Systemkonzepte und Betriebsphilosophien sowie eine desolate Infrastruktur auf. Die Wasserförderung mittels Kreiselpumpen ist auf Grund der unsicheren Energieversorgung und mangelnde Wartung durch häufige Ausfälle gekennzeichnet.
Die Neukonzeption und Ertüchtigung der bestehenden Wasserverteilungssysteme in der gesamten Zielregion sind daher Grundlage für eine sichere Wasserversorgung. Voraussetzung der Maßnahmen zur Verbesserung der Wasserverteilung im Untersuchungsgebiet sind genaue Kenntnisse des bestehenden Systems. Die Erhebung der Systemdaten wird in Zusammenarbeit mit dem Geodätischen Institut Karlsruhe (GIK) und dem Betreiber des Netzes, der indonesischen Wasserversorgungsbehörde PDAM, durchgeführt. Die erhobenen Daten werden in einem Geoinformationssystem verwaltet und aktualisiert. Die Entwicklung und Umsetzung eines angepassten Netzkonzepts sowie einer angepassten Steuerungs- und Netzüberwachungsphilosophie sind neben der Netzertüchtigung weitere wichtige Schritte zu einer nachhaltig sicheren Wasserverteilung. Für die Mängelanalyse und Planung der notwendigen Maßnahmen wird auf Basis der am Institut für Wasser und Gewässerentwicklung (IWG) entwickelten Simulationssoftware KANET ein numerisches Modell des Wasserverteilungsnetzes Gua Bribin entwickelt. Detaillierte Modellanalysen unterstützen die Erarbeitung eines kosten- und betriebsoptimierten Netzkonzepts sowie die Planung der zur Umsetzung notwendigen Maßnahmen (Entwurfsplanung mit Spezifikationen). Die Baumaßnahmen am System werden fachlich begleitet. Des Weiteren wird das Modell mit dem durch den Industriepartner IDS GmbH zu implementierenden Leitsystem gekoppelt und zu einem operationellen Management-Werkzeug für die Wasserbehörde PDAM ausgebaut. Das Zusammenführen der Komponenten Leitsystem und hydraulisches Modell ermöglicht die Verarbeitung von Echt-Zeit-Daten im Modell zur Ermittlung optimaler Steuerstrategien hinsichtlich Energieeffizienz und Versorgungssicherheit. Das Werkzeug soll den Betreiber bei Steuerentscheidungen unterstützen. Das Leitsystem soll das kontinuierliche Monitoring der hydraulisch relevanten Prozessdaten sowie die Steuerung des Systems von einer zentralen Leitwarte aus ermöglichen. Dabei hat ein auf die örtlichen Gegebenheiten angepasstes Monitoring- und Steuerungskonzept Priorität. Die indonesischen Behörden und Fachkräfte werden im Umgang mit dem Managementtool sowie dem Leitsystem geschult und sollen am Projektende in der Lage sein, das System selbständig zu nutzen und zu betreuen.
Energie ist im Projektgebiet eine Ressource, deren Knappheit und unzuverlässige Bereitstellung häufige Ursache für Engpässe in der Wasserverteilung und somit in der Wasserversorgung ist. Die Karsthügellandschaft birgt aber auf Grund ihrer Topographie ein großes Potential für die Energierückgewinnung. In Ergänzung zur Wasserförderung aus den Karsthöhlen mit Wasserkraft ist daher ein Konzept zur dezentralen Energierückgewinnung in den Verteilungsnetzen Gua Bribin und Gua Seropan zu erarbeiten und in einer Pilotanlage umzusetzen. Damit kann die Abhängigkeit von den unsicheren örtlichen Stromnetzen und von knappem Diesel verringert und die Versorgungsicherheit gesteigert werden. Technische Basis könnte die Weiterentwicklung von Pumpenturbinen darstellen, die speziell an die Randbedingungen vor Ort angepasst sind.
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Wasserversorgung ist die Sicherung der Wasserqualität. Dazu wird vom Institut für Funktionelle Grenzflächen (IFG) ein Monitoring der Wasserqualität des Rohwassers und des Wassers im Verteilungssystem aufgebaut. Die gewonnenen Daten werden u.a. für die Entwicklung und exemplarischen Umsetzung eines angepassten Konzepts zur Wasseraufbereitung genutzt. In Kooperation mit dem Industriepartner CIP GmbH wird im Krankenhaus Wonosari eine Pilotanlage zur Wasseraufbereitung mit einer Kapazität von 1 m³/h installiert. Bei Erfolg soll diese Anlage als Vorlage für weitere dezentrale Anlagen in der Region dienen.